Als SurferInnen haben wir zwei Möglichkeiten: Entweder ärgern wir uns über den Müll an den Stränden, über die Massentouristen an vielen Surforten, die Einheimischen, die uns abzocken wollen und resignieren aufgrund der scheinbaren Hoffnungslosigkeit im Kampf gegen den Klimawandel.
Oder, wir stellen uns all diesen Problemen und sagen bewusst: “Ja, wir können etwas bewirken und unser Beitrag macht einen Unterschied!”. Wir wollen uns in diesem Artikel der zweiten Option genauer widmen und dir Möglichkeiten aufzeigen, wie wir mit dem Surfen einen positiven Beitrag zur Gesellschaft beisteuern und nachhaltigen Surftourismus erschaffen können.
Helena, Vera und Lukas betreiben mit surf & mind eine Plattform, auf der verschiedenste Themen rund um Nachhaltigkeit in Verbindung mit Surfen vorgestellt werden. Von Vorschlägen für ökologisches Surfequipment, hin zu Tipps für nachhaltige Surfreisen oder Beispiele für soziales Engagement, erwartet die LeserInnen auf surfandmind.com eine Fülle an Inspirationen und Blogbeiträgen.
Surfen als positiver Beitrag zur Gesellschaft
Vorweg stellt sich kurz die Frage, was “nachhaltig” denn überhaupt bedeutet? Wie schon so viele haben auch wir uns gefragt, ob dieses Wort in Verbindung mit Surfen nicht eigentlich fehl am Platz ist – einen passenden Beitrag von Sabine zu diesem Thema kannst du übrigens hier nachlesen oder im Podcast anhören.
Betrachtet man den Umweltaspekt, ist unser ökologischer Fußabdruck, auch wenn wir uns “nur” ein- bis zweimal pro Jahr ins Flugzeug setzen, schon viel zu hoch mehr dazu auch in diesem Artikel. Und wenn man den Bogen weiterspannt und über die Plastiksurfbretter oder Neoprenanzüge nachdenkt, die wir ständig einkaufen, oder den Müll, den wir an Surforten hinterlassen, dann wird es ganz schön schwer das Surfen gut zu heißen.
Auch die soziale Komponente der Nachhaltigkeit lässt sich kritisieren. Beispielsweise bedauern wir, dass sich Orte und Menschen, die von Surftouristen nur so überlaufen werden/wurden, im Laufe der Jahre oftmals zum Negativen hin verändern. Wunderschöne einsame Strände werden voll gebaut mit riesigen Hotelbunkern, großen Supermärkten, internationalen Restaurantketten und nicht selten nimmt mit steigendem Tourismus auch Diebstahl und Gewalt zu.
Doch wir wollen hier – wie bereits zu Beginn erwähnt – nicht von den schlechten Seiten des Surfens und des Surftourismus sprechen. Vielmehr stellen wir uns die Frage, wie Surfreisen gestaltet werden können, um einen positiven Beitrag zu leisten.
SurferInnen und ihre Vorbildwirkung
Wir haben auf unseren Surfreisen glücklicherweise bemerkt, dass viele SuferInnen bereits sehr umweltbewusst, sozial engagiert und reflektiert sind. Da wir meist Stunden im Meer oder an Stränden verbringen, sind so einige von uns nicht nur naturverbunden, sondern wollen die Natur auch in ihrer Schönheit erhalten.
Engagierte Surfer überall auf der Welt haben deshalb auch schon verschiedenste Initiativen ergriffen und so einiges auf die Beine gestellt. Organisationen wie die Surfrider Foundation, Surfersagainstsewage, 2 minute Beach-Clean-Up und viele mehr stellen sich aktiv den angesprochenen Umweltproblemen.
Zusätzlich kommt auch in der Surfbranche nachhaltiges Surfmaterial immer mehr auf, so gibt es mittlerweile Bikinis aus alten Fischernetzen, Wetsuits aus Naturkautschuk, Surfbretter aus Holzmaterialien und viele weitere zukunftsträchtige Ideen. Am besten wäre es selbstverständlich, wenn wir unser Konsumverhalten noch deutlich mehr reflektieren. Anstatt nur nach nachhaltigen Alternativen zu suchen, sollten wir einfach einmal versuchen den eigenen Konsum zu reduzieren.
Denn, brauchen wir wirklich schon wieder einen neuen Bikini, obwohl der alte noch sitzt? Können wir unseren Wetsuit vielleicht noch einmal reparieren lassen, anstatt ihn wegzuwerfen? Und können wir unsere Wasserflaschen eventuell auch in Asien oder Lateinamerika (wieder-)befüllen lassen und/oder größtmögliche Container anstelle einzelner Plastikflaschen kaufen?
Wenn wir zusätzlich noch die Personen in unserem Umfeld auf diese Themen aufmerksam machen, können wir andere Surfer und auch „Nicht-Surfer“ positiv beeinflussen und als Vorbilder wirken.
Über die Kunst den Massentourismus positiv zu beeinflussen
An diesem Punkt stellen wir uns die Frage, wie wir denn etwas gegen den Massentourismus tun sollen? Wir wollen schließlich alle in den Surfparadiesen Urlaub machen, reisen oder sogar leben. Doch auch hier haben wir die Wahl.
Wenn wir alle in kleinen, einfachen “Homestays” anstelle von großen Hotels unterkommen, oder eine Eco-Lodge bzw. umweltfreundliche Unterkunft suchen, dann werden diese überwiegend angeboten werden (müssen). Wenn wir in lokalen Restaurants oder bei Straßenständen essen, anstatt in einem internationalen (Fastfood-) Restaurant, werden Kleinstunternehmer gefördert. Wenn wir auf Märkten und an kleinen Kiosks einkaufen anstatt in großen Supermärkten, dann werden große Investoren weniger Chancen haben sich zu verbreiten und die lokale Bevölkerung mehr vom steigenden Tourismus profitieren.
Ja, wir müssen dazu vielleicht auf den ein oder anderen Komfort verzichten und in Kauf nehmen einmal über längere Zeit Altbekanntes nicht zu konsumieren oder genießen (Stichwort: Essen). Doch ist es uns das nicht wert, um einen positiven Tourismus zu fördern? Und ganz nebenbei erwähnt, wirst du deine Gewohnheiten nach dem Surfurlaub zu Hause wieder deutlich mehr genießen.
Offenheit und Neugier der Gastkultur gegenüber
Ein weiterer Aspekt, um Positives mit unseren Surfreisen zu fördern, stellt der respektvolle Umgang mit den „Locals“ dar. Gehen wir geduldig, freundlich und höflich mit unseren Gastgebern um, werden diese ähnlich reagieren. Respektvoll heißt hier auch, dass wir die örtlichen kulturellen Gegebenheiten und Traditionen nicht nur akzeptieren, sondern uns beispielsweise an Kleidungsregeln oder (alkoholische) Trink-/Feiergewohnheiten anpassen.
Anstatt einem knappen Surfbikini sind vielleicht doch lieber Lycra und Shorts in einem muslimischen Land angemessener?! Dazu muss man sich manchmal auch vorab ein wenig erkundigen und sich etwas über die Geschichte, Religionen und Politik informieren. Wenn wir den Einheimischen vor Ort mit Offenheit und Neugier begegnen, etwas über ihr Land und ihre Traditionen erfahren wollen, sowie ihnen auch von uns erzählen, dann werden diese in der Regel auch sehr wohlbesonnen mit uns umgehen.
So geben wir Abzocke, Gewalt und Kriminalität, zumindest den Touristen gegenüber, weniger Chance und können positive Erfahrungen länderübergreifend teilen.Es liegt also an uns, wie sich Surfdestinationen entwickeln und welche Art von Surftourismus wir mit unseren Reisen fördern.
Wenn du dir nun denkst, “das mache ich ja eh schon so!?” – super, glücklicherweise ist dies bereits bei vielen, gut reflektierten Surfern der Fall. Aber wir sind uns sicher, dass es noch viele Aspekte gibt, in denen wir noch etwas Positive(re)s beitragen bzw. etwas nachhaltiger agieren können.
Zwei Extratipps für eine nachhaltige Surfreise
Tipp #1: „Begib dich ruhig einmal abseits der beliebten Touristenwege!“
Machst du dich auf deinen Surfreisen manchmal auch auf unbekannte Pfade auf – ganz ohne Tour, Reiseführer, Blogtipps oder ähnlichem? Falls ja, kann es nicht nur eine wundervolle Erfahrung für dich darstellen vollkommen untouristische Orte zu erkunden, sondern auch Einheimische unterstützen, die nicht an den Touristenorten leben und aus diesem Grund nicht am großen Geld des boomenden Surftourismus teilhaben.
Tipp #2: „Bringe dich mit Volunteering in die lokale Gemeinschaft ein!“
Hast du schon einmal daran gedacht deine Surfreise mit einem Volontariat oder Praktikum zu verbinden? Und nein, Voluntariat heißt hier nicht in Hostels zu arbeiten und Gefahr zu laufen der lokalen Bevölkerung den ein oder anderen Job wegzunehmen. Vielmehr sind dabei Einsätze im Sozial- oder Umweltbereich gemeint.
Es gibt einige Organisationen, die solche Optionen anbieten (mehr dazu erfährst du beispielsweise auch auf unserer Seite). Auf diese Art kannst du dich in der lokalen Community einbringen und dich bei einem nachhaltigen Projekt engagieren. Dabei ist es natürlich wichtig, dass wir den “Locals” auf Augenhöhe begegnen: Anstatt ihnen besserwisserisch (westliche) Kenntnisse und Meinungen aufzudrängen, sollten wir versuchen unsere Einstellungen zu hinterfragen und von unserem Gegenüber zu lernen – auch wenn deren Ansichten manchmal konträr zu den unseren sind.
Surfen als Chance für mehr Toleranz und Engagement
Reisen und somit auch Surf-Reisen sind immer eine Horizonterweiterung für uns und oftmals auch die Einheimischen, auf die wir in den Surfparadiesen treffen. Wir werden offener und flexibler, wir lernen Unbekanntes kennen und sammeln Erfahrungen, die uns für die Zukunft behilflich sein können.
Letztlich ist es besonders wichtig all das mit unserem Umfeld zu teilen, mit anderen darüber zu sprechen, Positives zu fördern, aktiv zu werden und sich bewusst zu engagieren. Als einzelne/r, aber noch viel mehr gemeinsam, können wir SurferInnen so einiges Gutes in der Gesellschaft bewirken!
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