Meine eigene Abenteuerreise bzw. Liebe zum Wellenreiten hat 2013 an der französischen Atlantikküste seinen Anfang genommen, seitdem hat sich viel in meinem Leben verändert. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich keine Ahnung was Achtsames Surfen bedeutet. Eine der größten Veränderungen ist meine bewusste Verbindung zur Natur, das Wissen, ein Teil davon zu sein und dadurch hat sich auch mein Wunsch bzw. Interesse entwickelt, achtsames Wellenreiten in meinen Surfsession zu integrieren.
Seit geraumer Zeit wird das Wort Achtsamkeit fast inflationär in allen Medien erwähnt. Es gibt keine Zeitschrift mehr, in der dir nicht erzählt wird, wie wichtig Achtsamkeit ist und wie sehr es dein Leben bereichert, wenn du es “lebst” bzw. in deinen Alltag integrierst.
Achtsames Surfen – Was ist Achtsamkeit überhaupt?
Achtsamkeit ist die Praxis, einen Moment für das zu genießen, was er ist, und mit deinem Geist, Körper und Seele vollständig in diesen Moment einzutauchen. Es ist ein Zustand wahrer Präsenz, in dem du dem gegenwärtigen Moment deine vollkommene Aufmerksamkeit schenkst.
Achtsamkeit bedeutet, dir deiner Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen konsequent bewusst zu sein. Es geht auch darum, deine Gedanken und Gefühle ohne Bewertung zu beobachten bzw. dich für keine davon zu verurteilen, sondern alles sein zu lassen und allem zu erlauben, da zu sein. Nichts davon ist gut oder schlecht. Alles darf sein. Alles ist willkommen.
Wenn du Achtsamkeit übst, passt du deine Gedanken an das an, was du im gegenwärtigen Moment fühlst oder spürst, anstatt deine Vergangenheit bzw. alte Dramen erneut aufzuwärmen oder dir die Zukunft vorzustellen.
Hört sich das alles noch zu theoretisch, kompliziert und abstrakt für dich an?
Keine Sorge, wir gehen gemeinsam das Thema Achtsames Surfen Schritt für Schritt durch. Ich werde dir Achtsamkeitsübungen für deinen Alltag und deine nächste Surfsession mitgeben, damit du mehr Achtsamkeit in dein Leben integrierst. Du wirst sehen, es ist gar nicht so schwer und macht sogar großen Spaß.
Warum solltest du Achtsamkeit zelebrieren?
Achtsamkeit soll dir dabei helfen, mit der Welt bzw. mit der Natur in Kontakt zu treten, anstatt dich von ihr zurückzuziehen.
Regelmäßiges Achtsamkeitstraining verändert die Art und Weise, wie dein Geist arbeitet. Du verinnerlichst immer mehr, wie wichtig der gegenwärtige Moment ist und dass du weniger Energie und Fokus in vergangene Erinnerungen und Erfahrungen investieren solltest.
Durch eine kontinuierliche Achtsamkeitspraxis erschaffst du einen Raum zwischen den Dingen, die du erfährst und deine emotionale Reaktion darauf. Du trainierst dabei deinen Geist bzw. dein Gehirn alternative Antworten bzw. kreative Lösungen zu finden.
Du kannst alles mit etwas mehr Abstand betrachten und rationalere Entscheidungen treffen.
Achtsames Surfen – Was bedeutet das?
Surfen selbst ist eine Form von Achtsamkeit. Es erfordert deine volle Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment. Beim Surfen sind alle deine Sinne hellwach, da du unmittelbar mit einem bewegenden Element interagierst.
Wenn du da draußen bist, geht es darum die perfekte Welle zu erwischen bzw. nicht von einem ankommenden Set überrollt zu werden. Du hast verschiedene starke Reize, die deine volle Aufmerksamkeit fordern, um deinen Fokus zu behalten.
Beim Surfen musst du die Wellen lesen, das Wetter analysieren und verstehen. Du musst stets deine Position im Wasser verändern und den richtigen Zeitpunkt abpassen, um deinen Take Off zu starten. Zu guter Letzt musst du du dich dann voll auf dein Gleichgewicht und deine Körperspannung konzentrieren und aufrechterhalten, um nicht sofort wieder ins Wasser zu fallen.
Draußen im Meer gibt es kein Telefon, kein WLAN – einfach nichts aus der digitalen Welt ist hier vorhanden, was dich ablenken könnte. Nur du, dein Surfboard und das Meer. Freiheit und Fokus sind hier vereint. Surfen ist eine Art von aktiver Meditation.
Wenn du ins Wasser gehst, vergisst du all deine Sorgen. Du kannst dich von all deinen Problemen, der Informationsflut und deinem Alltagsstress lossagen und förmlich von dir abwaschen.
Draußen im Meer gibst du dich vollständig dem Meer hin, du tauchst völlig in ihm ein und kannst dich nur auf deine unmittelbare Umgebung konzentrieren. Dieses Eintauchen bzw. Verschmelzen verjagt all deine äußeren Gedanken und du kannst dich voll und ganz dem Moment widmen.
Achtsames Surfen – Die Besonderheiten bzw. Unterschiede
Achtsamkeitsübungen sind oft Momente der Stille und diese können dir dabei helfen, dich bewusster zu spüren, dich auf dich zu zentrieren und Gelassener zu sein.
Achtsames Surfen funktioniert jedoch etwas anderes!
Beim Surfen geht es nicht darum, nichts zu tun, sondern voll und ganz bei dem zu sein, was du tust. In unserer Welt bzw. in einer Gesellschaft in der wir konstant von anderen Menschen, Medien, Eindrücken umzingelt sind, müssen viele von uns erst wieder lernen, sich mit ihrem inneren Selbst zu verbinden.
Surfen ist Achtsamkeit in Bewegung bzw. in Aktion. Alles was du dafür brauchst ist dein Surfboard, evtl. deinen Neoprenanzug oder Surf Bikini und das Meer. Im Meer heißt es dann Wellen beobachten, auf die passende Welle warten, paddeln und diese reiten. Diese simple Tätigkeit erfordert dein volle Aufmerksamkeit.
Letztendlich zwingt dich das Surfen förmlich zu einer Art Achtsamkeit. Surfen hilft dir dabei, aus deinem “Autopiloten” auszusteigen, der dich sonst in deinem Alltag regiert.
Achtsamkeit beim Surfen ist ein eintauchen in die Natur, es macht dir begreiflich, dass du ein Teil davon bist. Es ist ein Ruf der Wildnis. Du bist aktiv, präsent, wach und zielorientiert. Deine Sinne und Wahrnehmungen werden geschärft. Du lernst bzw. entwickelst immer mehr ein Gespür für die Natur, was sie braucht und leitet – Wind, Strömungen, Wellentypen und Mondzyklen – und wo du deinen Platz in ihr findest.
Wenn du surfst bist du unglaublich fokussiert und manche Menschen würden sogar sagen, dass sie dabei einen Art Trancezustand erreichen.
Warum passen Surfen und Achtsamkeit so gut zusammen?
Surfen eignet sich so perfekt als Achtsamkeitsübung, weil du durch die kraftvolle Natur und deinen Willen bzw. Wunsch, eine Welle zu reiten oder nicht von dem nächsten Set überrollt zu werden, an NICHTS anderes denkst oder tust. Du bist meistens auf dem Surfboard im absoluten HIER UND JETZT. Hier ist keine Zeit oder Platz für Sorgen.
Du bist im Flow.
Sport bzw. Bewegung in der Natur verbessert deine geistige und körperliche Gesundheit. Surfen reduziert Stress, verbessert deine Aufmerksamkeit, deine Stimmung und allgemeines Wohlbefinden. Beim Surfen entsteht ein extremer Kick aus Neurochemikalien in deinem Körper, die mit Glück und Wohlbefinden einhergehen. Dieser Mix aus Endorphinen und Dopaminen trägt zur Verringerung von Stress und zur Steigerung deiner Aufmerksamkeit und Stimmung bei.
Das erklärt also das Dauergrinsen, wenn du aus dem Wasser kommst. Ein Lächeln, das nicht mehr aus deinem Gesicht verschwindet, manchmal auch nicht nach Stunden. Das “High” trägt dich durch den Tag.
Surfen geht für mich über die Ausübung von Sport hinaus. Bei mir hat es sogar zu einem erfüllteren und sinnvolleren Leben geführt.
Ich würde sogar soweit gehen und sagen, dass im Wasser gelernte Lektionen deine emotionale Intelligenz steigern. Die Herausforderungen des Surfens spiegeln viele der Herausforderungen und Stressfaktoren wider, mit denen wir in Beziehungen und im täglichen Leben konfrontiert sind.
Wie bringst du mehr Achtsamkeit in deine Surfsession?
Surfen ist schon eine sehr aktive Achtsamkeitsübung an sich. Ich möchte gerne ein paar Achtsamkeitsübungen mit dir teilen, in denen es mehr darum geht zuzuhören oder zuzuschauen bevor oder nachdem du Surfen warst.
Schau mal welche der Übungen dich anspricht und welche du vielleicht in deine nächste Surfsession einbinden magst.
Achtsamkeitsübungen beim Surfen
Lauschen
Einfach vor oder nach deinem Surf am Meer stehen, mit geschlossenen Augen, und dem Meer zuhören, den Wind und die Sonne auf deinem Gesicht spüren. Die Füße vielleicht sogar noch im Wasser, dass du das spielerische Wasser wahrnehmen kannst.
Wachsen
Mach das Wachsen deines Surfboards zu einem besonderen Moment. Sieh dein Brett symbolisch als dein Bewusstsein, in dem du all negativen Gedanken und Emotionen ausradierst und du positiv ausgerichtet ins Wasser gehst.
Loslassen
Wir alle kennen die Frustration einer misslungenen Surfsession. Dafür kann es unterschiedliche Gründe geben. Egal ob zu viele Menschen im Line Up sitzen, die Wellengröße dir nicht passt oder du vergeblich um die Wellen kämpfst, aber keine erwischst. Es gibt viele Gründe in denen dein Kopf bzw. Ego übergroß und mächtig wird und von deinem Soulsurfer Herz besitz ergreift. Lass los! Mach dir keine Gedanken darüber, paddle mit einem Lächeln da raus, teile die Wellen und habe Spaß.
Gehalten
Wenn du draußen im Meer bist, such dir eine sichere Stelle, an der keine Wellen brechen und schließe für eine Weile die Augen. Atme tief ein und spüre und fühle den Rhythmus der Wellen. Nimm wahr, wie das Meer dich sanft trägt und hält.
Was macht einen achtsamen Wellenreiter aus?
Ein achtsamer Surfer hört auf die Signale seines Körpers!
Egal ob Schmerz oder Erschöpfung, zum achtsamen Surfen gehört ein gutes Körpergefühl dazu. Nimm die Signale deines Körpers bewusst war und schenke ihm die Aufmerksamkeit, die er verlangt. Sei geduldig und gut zu dir!
Ein achtsamer Surfer respektiert die Natur!
Jeder Mensch sollte dazu beitragen, unseren Planeten zu retten. Das kann auf ganz unterschiedliche Art und Weise passieren. Hier ein paar Beispiele: Nimm nach jeder Surfsession eine Hand voll Plastik mit vom Strand oder mache bzw. starte ein Beach-Clean Up. Sag “Nein” zu Plastiktüten und ernähre dich möglichst vegetarisch oder vegan.
Weitere Tipps für einen nachhaltigen Surfurlaub findest du hier!
Ein achtsamer Surfer zelebriert die Zeit im Meer als etwas Kostbares!
Die meisten von uns sind deutlich seltener am Meer, als sie es sich wünschen. Wie wäre es, wenn du dich vor und nach einer Surfsession beim Ozean bedankst bzw. um eine gute Zeit bittest? Bitte z.B um sanfte Wellen oder bedanke dich, dass du wieder mit dem Ozean spielen darfst und für das was das Meer heute für dich bereit hält. Wenn du einen Freund triffst, begrüßt und verabschiedest du dich ja auch. Sie das Meer als einen guten Freund an.
Ein achtsamer Surfer übt sich nicht in Kontrolle, sondern in Vertrauen!
Wenn du versuchst eine Wellen zu beherrschen, wirst du scheitern! Surfen erinnert dich daran, dass es immer Kräfte gibt, die außerhalb deiner Kontrolle liegen. Wir versuchen oft, unser Leben zu planen und zu kontrollieren aber beim Surfen geht nicht um Kontrolle, sondern um Vertrauen.
Wie du Achtsamkeit in deinen Alltag einfließen lassen, wenn du nicht surfen bist
Aber wie schaut es mit deiner Achtsamkeit aus, wenn du nicht Surfen bist? Um Achtsamkeit zu üben musst du an gar keinem besonderen Ort sein oder bestimmte Rahmenbedingungen haben. Du kannst kleine Achtsamkeitsrituale ganz einfach überall und jederzeit in deinen Alltag einbinden, wobei ich die Übungen in der Natur besonders kraftvoll finde.
Achtsamkeitsübungen für deinen Alltag
Genieße
Wenn du das nächste Mal in einem Cafe einen Kaffee trinken gehst, genieße den Kaffee. Es ist so einfach. Nimm ihn nicht mit, lass das Smartphone in deiner Tasche, teile den Moment nicht auf Instagram etc. Beschäftige dich nur mit dem Kaffee, dem Geschmack, dem Geruch und den Geräuschen im Kaffee. Nimm alles ganz bewusst war. Das ist achtsam sein!
Verbanne Multitasking
Verbanne so oft wie möglich “Multitasking” aus deinem Leben! Mehrere Dinge zur gleichen Zeit zu tun, ist der Achtsamkeits-Killer überhaupt.
Zeit alleine
Nimm dir öfters mehr Zeit für dich alleine. Um Achtsamkeit zu üben, ist es wichtig Zeit zu haben bzw. Zeit mit sich alleine zu verbringen und diese zu genießen. In dieser Zeit musst du mit niemanden sprechen oder niemanden zuhören. Du kannst dich mit dir selbst vertraut machen.
Buch-Empfehlungen, die ich dir zum Thema Achtsames Surfen mitgeben möchte:
Podcast-Empfehlungen, die ich dir zum Thema Achtsames Surfen empfehlen möchte:
Andrea Morgenstern – Soul Flow
Laura Malina Seiler – happy, holy & confident
Achtsames Wellenreiten gehört für mich mittlerweile zu jeder meiner Surfsession dazu!
Wie schaut es bei dir aus?
Hast du dich schon mal mit dem Thema Achtsames Surfen befasst? Hast du eigene Achtsamkeitsrituale, die du während, vor oder nach einer Surfsession zelebrierst?
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