Viele Surfer haben ein unfassbare Angst vor Haien, es handelt sich um eine Urangst die sich schwer in Worte fassen lässt. Meine ersten Surferfahrungen habe ich in Europa gemacht und mich daher nicht sonderlich intensiv mit der Angst vor Haien beschäftigt. Das ändert sich aber auf meiner 16 monatigen Reise!
Unter anderem, war ich an der Westküste Australiens und hier gehören die Shark Watcher am Strand zum alltäglichen Leben. Mich hat diese Tatsache, dass ich mir das Meer gerade mit Haien teile allerdings nie wirklich beunruhigt bzw. meine Surfsession beeinflusst.
Einige meiner Surfbuddys und Reisefreude sehen oder sahen, dass aber anders. Sie haben sich auf Grund der eventuellen Haie nicht ins Wasser getraut. Wer weiß ob sich meine Ängste und Emotionen zu dem Thema Angst vor Haien ändern, wenn ich tatsächlich mal eine Haifinne neben mir im Wasser entdecken sollte.
Weil Angst vor Haien ein ganz sensibles Thema ist, habe ich mir für diesen Gastbeitrag ein paar Haispezialisten dazu geholt.
Ozeankind ist das Herzensprojekt von Marina und Micha – zwei Menschen, denen der Schutz der Ozeane und seine Bewohner so sehr am Herzen liegt, dass sie ihr Leben in Deutschland aufgeben und in die Welt hinaus ziehen – mit einer Mission:
„Wir möchten nicht Teil der Generation sein, die es schafft die Ozeane in Plastikmüll zu ersticken und die Ozeane leer zu fischen.“
Ozeankind stellt Dir Menschen & nachhaltige Projekte vor und gibt Dir Tipps, wie Du von zuhause einen Beitrag leisten kannst. Ozeankind ist kein Projekt, sondern eine Bewegung!
Lass deine Angst vor Haien nicht übermächtig werden
Nur zu Besuch
„Immer wenn ich dich besuch, fühl ich mich grenzenlos. Alles andere ist von hier aus so weit weg.“
Diese Zeilen aus dem Songtext der Toten Hosen beschreiben meines Erachtens sehr gut, wie die meisten von uns über das Meer denken (auch wenn der Text im Lied eigentlich einen anderen Bezug hat).
Wir alle lieben das Meer. Egal ob Surfer, Schnorchler, Taucher oder Schwimmer. Es ist für uns alle ein Ort der Freiheit, ein Ort der Ruhe, eine Welt in der wir alles andere um uns herum vergessen können. Eine Welt, in der wir eins sind mit einem der vier wichtigsten Elemente dieser Erde – wir lieben die Wellen, die bunten Korallen, das blaue Meer, das kristallklare Wasser und genießen die Nähe von kleinen bunten Fischen, Delfinen und Schildkröten.
Das gilt auch für mich. Wenn ich, egal wo auf dieser Welt, im Ozean sein kann, genieße ich den Moment. Ich denke nicht eine Sekunde an daran, dass „da unten“ oder „da draußen“ vielleicht ein fünf Meter großes Monster lauern könnte, welches Lust verspürt mir ein Bein abzubeißen oder mich gar ganz zu fressen.
Im Gegenteil – vielmehr suche ich mittlerweile regelrecht nach Haien. Und ich freue mich über jeden kleinen oder großen Hai, den ich sehe. Und ich bin traurig, wenn ich keinen sehe.
Habe keine Angst vor Haien
Seit Jahrhunderten haben Menschen Angst vor Haien. Wir haben Angst, das ein weißer Hai aus der Tiefe schießt und uns in der Luft zerfleischt. Dass ein Tigerhai plötzlich die Lust verspürt, einen Taucher zu verspeisen. Dass ein Bullenhai einen Surfer auf dem Board für eine Robbe hält und zubeißt.
Ich kann durchaus verstehen, dass Menschen Angst vor Haien haben. Haie haben spitze Zähne, sehr viele spitze Zähne. Es sind Raubtiere. Sie können nicht sprechen, mit Haien können wir also nicht diskutieren.
Ihr Lebensraum ist dazu menschenfeindlich – denn wir können ohne technische Hilfsmittel dort nicht atmen, uns dort nicht endlos frei bewegen. Haie hingegen haben sich in den vielen Millionen von Jahren an diesen Lebensraum angepasst, sie sind in Ihrem Element, sie sind dort zuhause.
Angst vor Haien – Es ist ihr zu Hause
Sie werden dort geboren, lernen zu Jagen, lernen zu Überleben. Aber immer dann, wenn Hai und Mensch doch zusammentreffen und „etwas“ passiert, wird der Hai sofort als Monster dargestellt, als blutrünstige Killermaschine, die bewusst Menschen angreift.
Und jeder Mensch, der jemals einen Hai im Wasser beobachten durfte, der diese Anmut, die Eleganz und die Vollkommenheit dieser Tiere hautnah erlebt hat – wird aber auch merken dass diese Tiere, egal ob sie einen, zwei oder sieben Meter groß sind, Respekt vor uns haben – die meisten, egal wie groß, haben regelrecht Angst vor uns.
Sie sind zwar neugierig, halten aber meistens einen gewissen Sicherheitsabstand ein. Die meisten von ihnen interessieren sich jedoch nicht im Ansatz für uns Menschen.
Angst vor Haien – Wer ist hier das Monster?
Es stellt sich also die Frage, wer hier eigentlich das Monster ist. Der Hai oder der Mensch? Es gibt kein Lebewesen, das seine Nahrung ausrottet. Bis auf das größte Raubtier aller Zeiten. Den Menschen.
Seit Millionen von Jahren befinden sich die Haie an der Spitze der Nahrungskette im Ökosystem Ozean. Die Welt der Haie war in Ordnung, bis der Mensch vor wenigen Jahrhunderten immer mehr in seinen Lebensraum eintrat, Seitdem vernichten wir seine Nahrungsvorräte, vermüllen seine Welt, bauen Häfen in sein Wohnzimmer und schneiden ihm bei lebendigem Leib die Gliedmaßen ab, um ihn dann ertrinken zu lassen.
Weißt Du, wie viele Haie von Menschen getötet werden?
Mit jedem Atemzug, den Du nimmst, sind es etwa 6. Du atmest ein, Du atmest aus. Macht ein Dutzend tote Haie. Für Haifischflossen, für Fleisch, für die männliche Potenz, für eine Mahlzeit auf dem Tisch oder einfach nur zum Spaß.
Hier siehst du ein großartiges Interview mit Rike Kremer-Obrock (Präsidentin von Sharkproject Deutschland) in dem Sie erklärt, warum Angst vor Haien unnötig ist!
Weißt Du, wie viele Surfer, Taucher, Schnorchler oder Schwimmer jedes Jahr von Haien angegriffen werden?
Das ISAF (International Shark Attack File) der Universität Florida spricht im Jahr 2016 von 81 dokumentierten Haiangriffen auf Menschen weltweit (Quelle).
Wie viele Surfer, Taucher, Schnorchler oder Schwimmer vergnügen sich aber jeden Tag in der Welt der Haie? Ich konnte keine verlässlichen Zahlen finden – einigen wir uns vielleicht auf „viele“.
Wie viele Haie hast Du beim Surfen jemals gesehen? Keinen, einen, zwei, zehn? Was meinst Du, wieviele Haie Dich beim Surfen gesehen haben? Zehn? Hundert? Tausend?
Glaube mir, der Hai weiß ganz genau wer sich wann wo in seiner Welt bewegt. Zu jedem Zeitpunkt. Und wenn Haie jeden Surfer, Schwimmer oder Taucher, den sie aus der Tiefe beobachten oder der ihnen zu nahe kommt, aus welchen Gründen auch immer angreifen würden, dann würden nicht nur 81 Menschen angegriffen, sondern vermutlich mehrere Tausend. Pro Tag.
Angst vor Haien – Wir müssen Sie respektieren und schützen
Wir müssen also mit den Haien leben. Aber wir würden sie nicht überleben. Nochmal – das Meer gehört nicht uns Menschen. Auch wenn wir so tun. Es gehört den Haien, Schildkröten, Walen, Fischen und Korallen. Wir sind nur zu Besuch.
Und eines muss uns allen klar sein – wenn es keine Haie mehr gibt, stirbt das Meer.
Die gute Nachricht: Wir können dann weiterhin surfen, tauchen und schnorcheln.
Die schlechte Nachricht: das geht nur dann, wenn bis dahin irgendein toller Pharmakonzern herausgefunden hat, wie man die Luft die wir zum Atmen brauchen und die bisher immer das Meer produziert hat, künstlich herstellen und in unsere Welt pusten kann. Ansonsten hat es sich leider ausgesurft, ausgetaucht und ausgeschnorchelt.
Wir alle müssen uns für den Schutz der Haie und des Ökosystems Ozean einsetzen. Die Chance, bei einem Haiangriff zu sterben, liegt bei 1 zu 300 Millionen (Quelle).
Die Wahrscheinlichkeit auf einen Sechser im Lotto liegt bei 1 zu 15,5 Millionen (Quelle).
In 299.999.999 Fällen werden wir also nicht bei einem Haiangriff sterben.
Hang Loose.
Willst du mehr über das Thema Haiangriffe erfahren, dann schau mal bei Julian von Surfnomade vorbei. Er hat einen tollen Artikel zu dem Thema verfasst.
Es gibt tolle Filme, die sich nur mit unseren wundervollen Meeresbewohnern beschäftigen und Menschen die Sie und Ihren Lebensraum schützen möchten! Hier sind meine Filmempfehlungen:
Wie sieht es mit deiner Angst vor Haien aus?
Hey Sabine,
schöner Beitrag! 😉 In der Tat, die Chance von einem Hai angegriffen zu werden ist wahrscheinlich äußerst gering. Dennoch empfinden viele Leute das Gefühl im Wasser „nicht zu wissen was da gerade unter einem ist“ als sehr beängstigend. Wäre jetzt gelogen, wenn das bei uns nicht auch so wäre…
Zum Plastik: Es sind nicht nur die größeren Stückchen, welche schlimm sind, sondern auch die Mikroteilchen (Fleece und Mikrofaser), die beim Waschen unserer Wäsche ohne Wäschesäcke ins Abwasser gelangen und nicht herausgefiltert werden können. Die Ozeane sind leider auch schon voll damit… ;(
Wir stimmen dir voll und ganz zu und sagen: „Das muss endlich aufhören!“
Liebe Grüße
http://www.hyzer.de